Quercher und der Volkszorn by Martin Calsow

Quercher und der Volkszorn by Martin Calsow

Autor:Martin Calsow
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Tags: Krimi/Thriller
ISBN: 9783894254414
Herausgeber: Grafit Verlag GmbH
veröffentlicht: 2014-06-09T22:00:00+00:00


Kapitel 33

Listerhütte, 22. 05., 22:43 Uhr

»Was macht dich so sicher?«

»Es ist die Dosis. Alles, was er erlebt hat, wird er nicht mehr abrufen können. Ich erkläre es dir noch einmal.«

Er hatte gar kein Interesse daran. Er wollte, dass sie das machte. Und dass sie auch das Wissen darüber behielt. Er hatte den Plan, sie war für die Durchführung zuständig. Das war der Deal.

»Eine manifeste retrograde Amnesie, also eine ›Was war da los? Ich weiß von nichts‹-Situation kann man nur durch eine Zerstörung oder zumindest eine gravierende Beeinträchtigung des limbischen Systems des Gehirns auslösen. Oder mit einer tiefen Narkose – keine oberflächliche Sedierung. Bei Kindern ist das immer etwas schwierig. Die Drecksbälger vertragen noch nicht so viel wie die fetten erwachsenen Eltern.«

Er kannte ihren Hass auf Kinder. Das war das Entscheidende gewesen. Aber dennoch ängstigte es ihn auf eine sonderbare Art und Weise.

»Es bleiben also zur dauerhaften Sedierung mit Gedächtnisverlust nur die üblichen Benzodiazepine wie Midazolam oder Propofol. Das ist übrigens das Zeug, auf das Michael Jackson so stand.«

»Schon klar, und an dem er verreckte.«

»Bleib ruhig. Nach dem Erwachen aus einer solchen Narkose fühlt man sich meist sehr fit und happy. Allerdings löst Propofol eine antegrade Amnesie aus. Man vergisst also die neuen Dinge, aber nicht den Moment, in dem man die Infusion bekommen hat. Deswegen haben wir sie schon im Wagen weggeschossen. Mit einem anderem Mittel, das man nicht so oft und nicht in so einer hohen Dosis verabreichen darf. Aber es hat für die erforderlichen zwölf Stunden gereicht. Alles, was wir jetzt geben, kann über mehrere Tage verabreicht werden. Nur: Irgendwann ist auch da Schluss. Du hast gesehen, was passiert, wenn der Organismus dieser Gören anders reagiert. Zwei und vier haben schlicht schneller abgebaut. Und wir haben den Alarm der Geräte nicht gehört. Aber jetzt sind sie ja wieder da. Wichtig ist nur, dass dich niemand gesehen hat.«

Er nickte. »Die waren alle drin. Ich schob ihn vor mir her in der Wirtschaft, er konnte mich nicht sehen. Dann nahm ich ihm die Maske ab und schubste ihn in den Flur. Der Rest war ein Selbstläufer.«

Sie grinste zufrieden und erleichtert. Viele der Schritte auf der Gegenseite waren ihnen bekannt. Er hatte dann meist schon einen entsprechenden Plan. Jetzt aber hatten sie improvisieren müssen. Stundenlang hatten sie den Ort nach Videokameras durchsucht. Irgendeinen Volltrottel gab es ja immer, der privat eine Kameraaufnahme von seinem tristen Heimatort ins Netz stellte. Die Fahrt zum Gasthof war risikoreich gewesen, aber unglaublich wirkungsvoll. Der einzige Haken war, dass man jetzt die Ermittlung wieder auf das Tal einschränken würde. Mit ein wenig Glück aber würde sich auch das lösen lassen. Seit drei Tagen lief ein bettelndes Kind vor dem Mailänder Dom herum – in den Kleidern von Nummer vier. Er hatte sie in einem Container einer Mailänder Hilfsorganisation deponiert. Nicht einmal zwei Stunden später waren die Kleider verschwunden. Vielleicht stieß darauf jemand im Rahmen der Ermittlungen.

Sie liebte seine Ideen. Leider musste sie wieder die Kinder versorgen. Aber wenn sie endlich schliefen, würde sie ihm etwas Besonderes bieten.



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